Von Sex, Gender und der Schlafmütze
Was meint der Begriff Genus eigentlich? Die Sprachwissenschaft hat verschiedene Schubladen – nennen wir sie a und b – gebildet, in die die Substantive fast aller indogermanischer Sprachen einsortiert werden. Einige Sprachen kennen für Abstrakta wie das Handeln oder das Erinnern auch noch eine dritte Schublade c. Der Begriff des grammatischen Geschlechts für diese Sortierfächer geht auf eine Übersetzung des deutschen Barock zurück. Für den lateinischen Fachausdruck „Genus“ schufen deutsche Sprachwissenschaftler den irreführenden Begriff des „grammatischen Geschlechts“ und nannten die Artikel der, die, das „Geschlechtswörter“. Seit dieser Zeit besteht die Verquickung von grammatischem und biologischem Geschlecht.
Diese Benennungen X,Y, Z bezeichnet die Sprachwissenschaft mit „generisch“ und dies
hat nichts mit dem biologischen Geschlecht einer zu bezeichnenden Personen zu tun. Das
Generikum bezeichnet alle. „Der Mensch“ bezieht offensichtlich alle beiden Geschlechter
und auch andere sexuelle Differenzierungen mit ein. Wo machen wir den Unterschied zwi-
schen „der Turm“, „die Maurer“ und „das Bollwerk“. Das generische Femininum ist zwar
weniger verbreitet als das maskuline Gegenstück, aber unter der Schlafmütze verstehen
sicherlich alle nicht nur weibliche Personen. Dieses Beispiel macht verständlich, dass das
„Geschlechtswort“ der oder die vor einer Personenbenennung keinen sicheren Rück-
schluss auf deren biologisches Geschlecht zuläßt. Sprache an sich ist die Aneinanderrei-
hung von Wörtern, sie meint nichts, Menschen meinen, das heißt, der Mensch implemen-
tiert seine Vorstellungen in die Sprache. Dies hat bisher auch zu den uns bekannten Ver-
änderungen im Sprachgebrauch geführt. Wenn man etwas ändern möchte, dann muss
man das Verständnis ändern: Wenn Menschen meinen, der Held wäre ein Mann, dann
müssen wir mehr Frauen zu Helden machen – und nicht zu Heldinnen. Die Gleichberechti-
gung aller Menschen ist ein höchst erstrebenswertes und leider noch nicht erreichtes Ziel.
Der Wandel muss sich aber in den Köpfen und Einstellungen der Menschen vollziehen
und sollte nicht in einen Sprachterror ausarten mit dem Berichterstattungen, Verwaltun-
gen, Schulen, Universitäten und das öffentliche Leben überzogen werden. Das frühere
„Fräulein“ ist verschwunden, weil es nicht mehr zeitgemäß war und der gesellschaftliche
Wandel die Sprache verändert hat, wie auch in all den Jahrhunderten zuvor, und nicht weil
Ideologen einen Sprachzwang von oben durchgesetzt haben. Heute tolerieren wir das
Kopftuch als Zeichen weiblicher Unterwürfigkeit aber sprechen im gleichen Atemzug von
„Islamist*innen, die in immer mehr afghanische Städte einziehen (O-Ton des ZDF vom 17.
August 2021)“.
Die komplexen Sprachstrukturen lassen sich auch nicht so ohne weiteres gendern. Gen-
dern wir das Substantiv, so muss auch das zugehörige Pronomen oder das Adjektiv ange-
passt werden: „Der/die Halter/Halterin hat im öffentlichen Bereich seinen/ihren
agressiven/agressive Hund/Hündin anzuleinen.“ Alternativ gehen auch „Gender_Gap“,
„Gender*Star“ und das große „Binnen-I“, nicht zu vergessen die Neuschöpfungen wie
„Hundehaltende“. Stellen wir uns so unsere Texte vor? Im gesprochenen Text kann man/
frau machmal meinen der/die Sprechende/Sprecher*in habe Schluckbeschwerden.
In gewissen Kontexten ist die ausdrückliche Nennung von Männern oder Frauen vorteil-
haft. Möchte man den Anteil an weiblichen Informatikstudentinnen betonen, ist die Benut-
zung des weiblichen Suffix sicherlich angebracht. Bezieht sich etwas auf die gesamte Stu-
dentenschaft, würde heute keiner mehr – zumindest in unserem Land – die weiblichen Stu-
dentinnen ausschließen. Der Wunsch beide Geschlechter zu benennen, schließ dann aber
wieder diejenigen aus, die sich keinem dieser beiden Geschlechter zuordnen. Doch gera-
de dieser Gruppe soll doch von den Ideologen inkludiert werden. Durch die Genderspra-
che zwingen wir der deutschen Sprache eine Sexualisierung auf, den bislang nicht vorhan-
denen Zwang, bei Personen immer auch an das Geschlecht zu denken. Diese Sexualisie-
rung durchzieht alle Lebensbereiche und wird bis in die Kindergärten und Familien hinein-
getragen. War bislang Sexualität zum Großteil Privatsache, wird jetzt selbst Kindern in der
Orientierungsphase oktruiert sich für eine Genderausrichtung entscheiden zu müssen.
Das was an gutem Willen dahinter steckt, dass sich jeder frei in seiner sexuellen Ausrich-
tung entfalten darf, solange nicht Rechte anderer dabei verletzt werden, wird damit ad ab-
surdum geführt. Damit hier keine Missverständnisse entstehen: Es gibt Frauen und Män-
ner und einige dazwischen – medizinisch gesehen Hermaphroditen und Transsexuelle. Je-
der sollte seine freie Entwicklungsmöglichkeit haben. Wenn wir jedoch wiederum in Kate-
gorien und Schubladen denken und Männer- und Frauenattribute verteilen, machen wir
uns nicht frei von den noch herrschenden Klischees, die für Männer, Frauen und das dritte
Geschlecht gelten. Die Verantwortung für unser Miteinander liegt nicht in der Sprache,
sondern in unserem Verhalten. Es nutzt einer Frau nichts, wenn man von ihr als Filialleite-
rin spricht, sie aber dennoch im Schnitt 27% weniger verdient als ihr männlicher Kollege
als Filialleiter.
Gleichstellung ist das Credo unserer Zeit. Niemand soll einen Nachteil haben, weil er mit
einem bestimmten Merkmal geboren wurde. Erreichen können wir dies nur, wenn wir un-
ser Denken verändern und nicht unsere Sprache.
In gewissen Kontexten ist die ausdrückliche Nennung von Männern oder Frauen vorteil-
haft. Möchte man den Anteil an weiblichen Informatikstudentinnen betonen, ist die Benut-
zung des weiblichen Suffix sicherlich angebracht. Bezieht sich etwas auf die gesamte Stu-
dentenschaft, würde heute keiner mehr – zumindest in unserem Land – die weiblichen Stu-
dentinnen ausschließen. Der Wunsch beide Geschlechter zu benennen, schließ dann aber
wieder diejenigen aus, die sich keinem dieser beiden Geschlechter zuordnen. Doch gera-
de dieser Gruppe soll doch von den Ideologen inkludiert werden. Durch die Genderspra-
che zwingen wir der deutschen Sprache eine Sexualisierung auf, den bislang nicht vorhan-
denen Zwang, bei Personen immer auch an das Geschlecht zu denken. Diese Sexualisie-
rung durchzieht alle Lebensbereiche und wird bis in die Kindergärten und Familien hinein-
getragen. War bislang Sexualität zum Großteil Privatsache, wird jetzt selbst Kindern in der
Orientierungsphase oktruiert sich für eine Genderausrichtung entscheiden zu müssen.
Das was an gutem Willen dahinter steckt, dass sich jeder frei in seiner sexuellen Ausrich-
tung entfalten darf, solange nicht Rechte anderer dabei verletzt werden, wird damit ad ab-
surdum geführt. Damit hier keine Missverständnisse entstehen: Es gibt Frauen und Män-
ner und einige dazwischen – medizinisch gesehen Hermaphroditen und Transsexuelle. Je-
der sollte seine freie Entwicklungsmöglichkeit haben. Wenn wir jedoch wiederum in Kate-
gorien und Schubladen denken und Männer- und Frauenattribute verteilen, machen wir
uns nicht frei von den noch herrschenden Klischees, die für Männer, Frauen und das dritte
Geschlecht gelten. Die Verantwortung für unser Miteinander liegt nicht in der Sprache,
sondern in unserem Verhalten. Es nutzt einer Frau nichts, wenn man von ihr als Filialleite-
rin spricht, sie aber dennoch im Schnitt 27% weniger verdient als ihr männlicher Kollege
als Filialleiter.
Gleichstellung ist das Credo unserer Zeit. Niemand soll einen Nachteil haben, weil er mit
einem bestimmten Merkmal geboren wurde. Erreichen können wir dies nur, wenn wir un-
ser Denken verändern und nicht unsere Sprache.
Dr. Magdalena Grzonka Mitglied FDP Stadtverband Siegen