Kopftücher in Flammen
Der Tod von Mahsa Amini führte zu Ausschreitungen im Iran und weltweiten Prostesten.
Ein Interview mit der renommierten Journalistin Christiane Amanpour vom amerikanischen Nachrichtensender CNN wurde vom iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi abgesagt, da sie zu diesem Interview in den USA kein Kopftuch tragen wollte.
Die Menschenrechtlerin und Anwältin Nasrin Sotoudeh wurde im Iran zu 38 Jahren Gefängnis und 148 Peitschenhieben verurteilt. Ihr Vergehen: Sie hatte es gewagt, vor Gericht Frauen zu verteidigen, die gegen den Kopftuchzwang und für Frauenrechte demonstrierten. Nach einer Umfragen in der Türkei gaben 80 % der befragten Frauen an, das Kopftuch gegen ihren Willen zu tragen. Bei den 20% die angaben, es freiwillig zu tragen, ist zu hinterfragen, wie tief die Indoktrination sitzt. Leider machen sich manche Frauen auch zu Mittätern für sexistische Machtdemonstrationen von fundamentalistischen Moslems. So sind auch nahezu 100% der Beschneiderinnen bei der Genitalverstümmelung von Mädchen Frauen.
Welchen Grund gibt es, ein Kopftuch zu tragen?
Das Kopftuch wird getragen, um im in der Gesellschaft mit Männern ein äußeres Zeichen zu setzen: Nämlich das Zeichen, ich bin Moslem, ich bin sittlich und moralisch unfehlbar, ich bin unberührbar für fremde Männer, ich will keine Blicke fremder Männer auf mich lenken. Erreicht wird damit jedoch das Gegenteil: Im engsten Sinne geht mit dem Kopftuch eine extreme Sexualisierung der weiblichen Mitglieder einher. Durch das Ausblenden der weiblichen Merkmale wird der Fokus auf diese verstärkt. Frauen werden eingeteilt in Jungfrauen und Huren. Es macht kaum einen Unterschied, ob Frauen dadurch zu Sexualobjekten gemacht werden, indem sie halbnackt zu Werbezwecken posieren, oder ob sie unter das Kopftuch oder den Schleier gesteckt werden. Beides hat den Sinn und Zweck, die Sexualität der Frau in den Vordergrund zu drängen und sie damit auf eben diese zu reduzieren. Auch in unseren westlichen Gesellschaften haben wir patriarchale Strukturen auch ohne Kopftuch. Das Kopftuch ist aber ein ultimatives Symbol der Frauenunterdrückung und ist in jedem Bereich des menschlichen Zusammenlebens sichtbar. Das Kopftuch hat somit ausschließlich politischen Charakter und dient der Manifestierung der untergeordnete Rolle der Frau innerhalb der muslimischen Gesellschaft und der Sichtbarmachung dieser Rollenverhältnisse nach außen. Das Kopftuch steht somit gegen eine Geschlechterdemokratie. Frauen werden daran gehindert, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und eine freie Persönlichkeit zu entwickeln.
Das Kopftuch ist kein religiöses Gebot. Der Trick der Islamisten besteht jedoch darin, dass sie die Kritik an der Ideologie mit einer Kritik am Islam an sich gleichsetzen. In Gemeinschaften, die ihre Mitglieder dazu verpflichten, ihr Leben ausschließlich dieser Gemeinschaft zu widmen, kann keine freie Entfaltung der Persönlichkeit geduldet werden. Jede individuelle Kraft stellt eine Bedrohung für die Religionsgemeinschaft dar. Dass sich dieser Freiheitswille jedoch nicht allzeit unterdrücken lässt, zeigen die immer heftiger werdenden Auseinandersetzungen im Iran, bei denen die Frauen die führende Rolle übernommen haben.
Dr. Magdalena Grzonka Mitglied FDP Stadtverband Siegen